Ausgabe Dezember 2021 / Januar / Februar 2022 – Roland Sauerbrey, Marktredwitz

Jesus hat seinen Nachfolgern einen wichtigen und wesentlichen Auftrag gegeben: „Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19 NGÜ). Die Taufe ist ein Ausdruck der Übereignung und Zugehörigkeit. Der Täufling ist Gott übereignet und gehört jetzt zu einer Gemeinde. Jünger machen bedeutet, dass wir Menschen in unsere Gemeinschaften aufnehmen und es ihnen leicht machen bei uns Heimat zu finden. Wie ist deine Gemeinschaft geprägt? Ist sie offen und einladend für neue Menschen?

Du hast das bestimmt auch schon erlebt, dass Besucher in deine Gemeinschaft kamen, aber schon nach dem ersten oder zweiten Mal nicht wieder gekommen sind. Sie konnten nicht in der Gemeinde anknüpfen. Damit neue Leute in einer Gemeinschaft Heimat finden können, sind oft nur einige kleine, jedoch entscheidende Veränderungen nötig. Eine Gemeinde verändern geht nicht durch Verordnung, sondern nur dadurch, dass Einzelne beginnen, Jüngerschaft zu leben und sich nicht gleich entmutigen lassen. Jesus hat einmal das Beispiel vom Sauerteig verwendet, der den ganzen Teig durchsäuert. So können einzelne Jünger Jesu eine ganze Gemeinschaft verändern, dadurch, dass sie andere durch ihre neue Lebensweise anstecken. Dafür brauchen wir die DNA einer Jünger machenden Gemeinde. In einer DNA ist das ganze Erbgut eines Menschen festgelegt, sein Aussehen, ob groß oder klein, die Hautfarbe, die Augenfarbe, alle Eigenschaften. So ist das auch mit der DNA einer Gemeinde. Darum möchte ich einige Merkmale der DNA einer Jünger machenden Gemeinde aufzeigen.

Neue Leute nehmen Äußerlichkeiten und Stimmungen sehr sensibel wahr. Welche Atmosphäre herrscht in deiner Gemeinschaft? Ist dort alles negativ gestimmt oder seid ihr geprägt von einem positiven Denken? Negatives Denken hat im Reich Gottes keinen Platz. Beim Auszug aus Ägypten war das Volk Israel innerhalb weniger Wochen an der Grenze zum verheißenen Land. Kundschafter wurden in das Land geschickt, 40 Tage waren sie dort und berichteten schließlich von dem wunderbaren Land. Aber dann brachten einige das Gerücht auf, dass dort Riesen seien. Durch ihre negative Stimmung verleiteten sie das Volk zu einem Aufstand gegen ihren Anführer Mose und gegen Gott, sodass die Israeliten wieder zurück nach Ägypten wollten. Gott bestimmte, dass keiner, der sich aufgelehnt hatte, das verheißene Land betreten durfte. Das Volk musste zur Strafe für jeden Tag, den die Kundschafter im verheißenen Land waren, ein Jahr durch die Wüste wandern.
Wer positiv denkt, wird seinen Glauben auch positiv erfahren und begeistert anderen davon erzählen. Darum gehen wir gerne auf neue Leute zu, laden sie ein und wollen, dass sie Jesus Christus ebenfalls kennenlernen und in ihr Leben aufnehmen. Wie leicht reden wir über Dinge, die uns begeistern. Frauen teilen ihre genialen Kochrezepte, Männer schwärmen gerne von ihrem Fußballverein. Missionarische Jüngerschaft leben wir, wenn wir mit der gleichen Begeisterung von Jesus erzählen.

Doch in unseren Gemeinschaften sollen Menschen nicht nur von Jesus hören, sondern wir brauchen wieder Gemeinschaften, in denen Menschen heil werden, z.B. dass wir für die Kranken beten, ihnen die Hände auflegen und so Menschen in unserer Gemeinschaft körperlich und seelisch gesund werden. Nicht, dass wir das machen könnten, aber wir sollten es auch nicht ausklammern, sondern ernsthaft damit rechnen, dass der Geist Gottes in unseren Gemeinschaften wirkt.

Dort, wo Christen miteinander leben und arbeiten, passieren Fehler. Es erschreckt mich immer wieder, wenn ich sehe, wie schnell Aufgaben bei der kleinsten Kritik hingeschmissen werden. Natürlich macht der Ton auch die Musik, aber der entscheidende Punkt ist doch, welche Einstellung du zu Fehlern hast. Sind die Fehler das Ungeliebte, das du verheimlichen willst und der andere nicht sehen soll? Oder sind Fehler etwas, aus dem wir lernen können und das uns besser macht? In der Bibel wird von König David erzählt. David war im Gegensatz zu den meisten Königen in Israel in Gottes Augen ein guter König. David hat nicht alles richtig gemacht und an einigen Stellen sogar große Fehler begangen, doch hatte er ein belehrbares Herz.

Wenn wir durch Fehler besser werden wollen, kommt leicht der Gedanke, es ginge um Perfektion. Das ist falsch. Es geht in der Jüngerschaft nicht um Perfektion, sondern um Exzellenz. Das bedeutet, dass du im Rahmen deiner Möglichkeiten, das Beste für Jesus gibst. Wir machen nicht einfach Musik im Gottesdienst, sondern wir üben, damit wir das Beste für Jesus geben. Oder wir machen unsere Gemeinschaftshäuser schön, weil wir das Beste für Jesus wollen. Ich lade dich ein, geh einmal durch euer Gemeindehaus oder durch euren Gottesdienstraum und versuch ihn mit den Augen eines Menschen zu betrachten, der den Raum das erste Mal betritt. Wir haben uns an so vieles gewöhnt, das kein gutes Bild abgibt und auf neue Menschen oft abstoßend wirkt. Da sind die Ecken, in denen einfach alles abgestellt wird. Die Sofas, die im eigenen Wohnzimmer nicht mehr schön waren, sind für die Jugend noch gut genug. Wir sollten die Worte „für uns ist es gut genug“ aus unserem Wortschatz streichen und lernen unsere Gemeinschaften mit den Augen der Menschen zu betrachten, die wir für Jesus gewinnen möchten.

Es gibt noch einige weitere Merkmale einer Jünger machenden Gemeinde, aber das entscheidende ist, dass es bei dir anfängt. Wenn du begeistert für Jesus lebst, leidenschaftlich sein Jünger bist, dann wird sich das auf andere übertragen und deine Gemeinschaft wird ein Ort, an dem Menschen Jesus kennenlernen und Heimat finden.