Ausgabe Dezember 2018 / Januar / Februar 2019 – Anna Haack, Nürnberg

Beautyabend auf einer Freizeit. Masken, Nagellack, Cremes, Düfte und Musik. Entspannte Stimmung, in den Spiegel schauen, lachen, weil Quark oder Kaffee im Gesicht einfach mal komisch ausschauen.

 

Solche Abende sind bei Teeniemädels nicht wegzudenken. Aber was ist, wenn ich mich nicht schön und wertvoll fühle, mit mir selbst nicht zufrieden bin? Wenn ich von anderen meinen Wert abgesprochen bekomme? Was ist, wenn die Masken fallen? Wenn nichts mehr da ist, auf das ich meinen Wert gründen kann? Darum geht es an solchen Abenden auch – um den eigenen Wert, den Wert, den Gott mir gibt.

Wer bin ich in meinen Augen? Wer bin ich in euren Augen?
Wer bin ich denn und was bin ich wert? Wie beurteilen andere mich oder ich mich selbst? Und was zählt am Ende? Fragen, die nicht nur Teenies umtreiben, die auch jeden von uns mehr oder weniger beschäftigen. Denn wir vergleichen uns mit anderen, ob wir das wollen oder nicht. Die Meinungen der Eltern, Freunde, Kollegen sind uns wichtig. Gut ist, wenn andere uns positiv beurteilen, uns einen Wert zusprechen, unabhängig davon, was wir tun. Aber da gibt es auch die Stimmen, die uns einreden: „Du bist nichts wert, du kannst eh nichts“. Viele leiden darunter. „Darauf kann ich gar nicht“ – so der Kommentar, als ich an so einem Beautyabend eine Andacht halte und den Teens vermittle: Ihr seid wertvoll in Gottes Augen, einzigartig, wunderbar.

Wer bin ich in deinen Augen, Gott?
Wenn wir in die Bibel schauen, dann lesen wir von einem Gott, der die Menschen geschaffen hat, der sie liebt, der ihnen nachgeht, der eine Beziehung sucht. In seinen Augen sind wir wertvoll. David beschreibt in Psalm 139 wie wundervoll wir gemacht sind. Durch die Propheten lässt Gott seinem Volk immer wieder sagen: Ich liebe euch, ich freue mich über euch (z.B. Jer 31,3/ Jes 62,5), auch wenn ihr oft genug vor mir weggelaufen seid und eigentlich nichts getan habt, um euch meine Liebe zu verdienen.

David findet auf diese Frage in Psalm 8 eine Antwort. In den ersten Versen stellt er uns die Größe und Majestät Gottes vor Augen. Die Herrlichkeit des Schöpfers, der alles so wunderbar gemacht hat. Wo nichts anderes übrig bleibt als ein Staunen über Gott. Und in der Mitte des Psalms dann die Ernüchterung, denn David stellt mit Recht fest: Was ist denn da schon der Mensch wert? Eigentlich doch nichts. Er hat nichts vorzuweisen. Eine Erfahrung, die einige in ihrem Leben machen, nutzlos zu sein, eine unbedeutende Kreatur.

Was ist der Mensch? Eine Frage, die die Menschheit, vor allem Wissenschaftler, Philosophen und Dichter zu allen Zeiten beschäftigen. Vom materiellen Wert her gesehen ist ein Mensch nicht besonders wertvoll. Er mag einiges erreicht, Dinge erfunden und geleistet haben, aber es gibt eben eine Grenze. Kann ein Mensch sich selbst definieren? Oder ist der Mensch nur dann menschlich, wenn er seine Identität über andere erfährt?

David bleibt bei seinem ernüchternden Ergebnis (V 5) nicht stehen. Er hat seine Antwort gefunden: Der Schöpfer der Erde will mich. Er hat mich gemacht. Und zwar nur wenig geringer als Gott, manche übersetzen hier auch Engel. Ja, wir sind nicht Gott, sondern sein Geschöpf, sein Ebenbild, wie uns der Schöpfungsbericht aus dem ersten Buch Mose berichtet. Dieser Mensch bekommt eine besondere Stellung (V 6) „Du ließest ihn ein Geringes nur mangeln, göttlich zu sein“ – so übersetzt Martin Buber diesen Vers. Ihm wird eine besondere Ehre verliehen. Gekrönt mit Würde und Pracht. Gekrönt werden Könige, ein neuer Status, eine neue Anerkennung. Nicht weil ich alles kann, besonders hübsch, toll, begabt, …. bin – nein, weil mich mein Schöpfer wollte.

Und nicht nur das – dieser Schöpfer gibt den Menschen die Verantwortung über die Schöpfung (V7). Gott traut uns was zu. Und so bleibt es David nur mit einem Lob zu schließen (V10). All das Staunen und Erkennen ist eingebettet in ein Lob.

Wer bin ich in deinen Augen?
Wenig geringer als Gott, gekrönt mit Ehre und Würde – kann ich das für mich annehmen und mit Überzeugung sagen? In aller Ehrfurcht und mit Selbstbewusstsein? Ehrfürchtig, denn wir sind niedriger als Gott. Ihm ist die Ehre zu geben, er ist zu preisen und zu loben. Selbstbewusst, denn wir sind gekrönt, besonders und wertvoll.

In dem Lied „Who am I“ drückt Mark Hall es folgendermaßen aus: Wer bin ich denn, dass der Herr der Welt, meinen Namen kennt und sich um meinen Schmerz kümmert? Wer bin ich denn, dass die Augen, die meine Sünde sehen, mich liebevoll anschauen und mich wieder aufrichten? Wer bin ich denn, dass die Stimme, die das Meer beruhigen kann, auch den Sturm in mir beruhigt? Nicht, weil ich bin, wie ich bin, sondern aufgrund dessen, was du getan hast. Nicht aufgrund meiner Taten, sondern weil du bist, der du bist. Du sagst mir wer ich bin: Ich bin dein.

„Darauf kann ich gar nicht“ – wie schön wäre es, wenn Menschen ihren Wert erkennen. Wenn ich lerne meinen Wert von Gott her festzumachen. Seine Worte und Wahrheiten in mein Leben sprechen lasse und auch in das Leben von anderen spreche. Und im anderen sehe, dass auch er wertvoll ist in Gottes Augen.

Das ist es, was zählt – mein Wert in Gottes Augen. Nelson Mandela hat bei seiner Amtseinführung folgendes gesagt: „Wir fragen uns, wer bin ich denn, um von mir zu glauben, dass ich brillant, großartig, begabt und einzigartig bin? Genau darum geht es! Warum solltest du es nicht sein? Du bist ein Kind Gottes. Dich klein zu machen, nutzt der Welt nicht. Wir alle wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, die in uns liegt, auf die Welt zu bringen. Sie ist nicht in einigen von uns, sie ist in jedem.“