Ausgabe April / Mai 2017 – Samuel Peipp, Weißenburg

 

Bibelarbeit über 1.Petrus 2,9
„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht.“

 

Wann ist eine Fachkraft eine Fachkraft
In den letzten Jahren taucht immer wieder das Wort „Fachkräftemangel“ in den Medien auf. Überall wird nach ihnen gesucht, im Handwerk, in der Industrie, im Hort. Und mancher hat mit den Flüchtlings- strömen die Hoffnung verbunden, dass Fachkräfte zu uns kommen.

Aber was sind eigentlich Fachkräfte? In meiner Ausbildung zum Landwirt hatte ich ein Berichtsheft zu führen. Dazu gehörten auch Ausarbeitungen. Ich bin mir heute noch nicht sicher wie fachlich fundiert meine Texte waren. Als ich bei der Gesellenprüfung das Heft den Prüfern gab, waren jene ganz aus dem Häuschen ob des Schriftbildes. Ja, ich hatte sogar Fotos eingefügt! Aber hatten sie überhaupt einen einzigen Satz aus meinem Heft gelesen? Ich weiß es nicht. Ich hätte über fliegende Einhörner schreiben können und sie hätten es durchgehen lassen, weil es so schön formatiert war. Ich hab meine Prüfung recht gut bestanden, aber wie aussagekräftig war das Ergebnis?

Was wir in 1.Petrus 2,9 lesen klingt ganz nach Fachkraft: auserwähltes Geschlecht, königliche Priesterschaft, heiliges Volk. Aber was macht einen Menschen zu einer solchen Fachkraft, was macht ihn zum Christen? Ist er dann Christ, wenn er die Gottesdienst-Choreographie drauf hat? Oder wenn er die Schlüsselwörter für ein salbungsvolles Gebet auswendig kennt? Oder wenn er weiß welche Worthülsen ihm im Hauskreis gut zu Gesicht stehen? Ist man dann eine „Fachkraft Gottes“?

Fachkraft mittels Fachmann
Das „Priestertum aller Gläubigen“ ist keine Choreografie, kein Theaterstück, das ich einübe. Es ist auch keine hochintellektuelle Herausforderung mit numerus clausus. Wer zwar alle frommen Wahrheiten auswendig kennt, aber nicht den Mumm findet, seine Heuchelei, seinen Neid oder das fiese Gerede über andere abzulegen (1.Petrus 1,1); der hat bei aller Fachkenntnis die wichtigste Kernkompetenz übersehen.

Es geht bei der „Fachkraft“ schlichtweg um eine demütige Herzenshaltung gegenüber Gott. Petrus gebraucht das Bild vom lebendigen Stein. In diesem Bild ist Gott der Bauherr und wir die Steine die sich einfügen lassen, in seinen Plan, in seinen Willen. Allerdings bedeutet einfügen nicht gefügig, willenlos oder ferngesteuert. Wer in der Nachfolge lebt, der hat einen unbequemen Eck- stein als Vorbild, „ein Stein des Anstoßes und des Ärgernisses“ (1.Petrus 2,8).

Jesus selbst ist dieser Eckstein. Gerade in seiner bedingungslosen Hingabe an seinen Vater (Joh 5,19) lag das Geheimnis seines Wirkens: Und sie verwunderten sich über seine Lehre; denn er predigte mit Vollmacht (Luk 4,32). Jesus war dabei unbequem. So sind auch wir nicht zur Farblosigkeit und Anpassung berufen, sondern dazu unbequem zu sein, dadurch, um für das einzustehen, was Gott wichtig ist. Jesus hat sich entschieden, treu seinem Vater gegenüber zu sein, und Gott hat sich entschieden und treu hinter ihn gestellt.

Wie wird man nun zu einer Fachkraft Gottes?
Es ist unwichtig, welchem Beruf man nachgeht. Hier wird auch nicht zwischen hauptamtlich und ehrenamtlich unterschieden. Lebendiger Stein im geistlichen Haus kann jeder sein – man muss es nur wollen. Petrus redet davon, das alte abzulegen und begierig zu sein nach der vernünftigen lauteren Milch. Was ist das für eine Milch? Sie hat die Geschmacksrichtung „Freundlichkeit Gottes“ (1.Petrus 2,3) und sie ist lauter, rein und klar. Sie ist nicht wie die vergorene Ziegenmilch, die Dschingis Kahn und seine Mongolen zu wilden Furien machte. Sie führt mich nicht in blinden Hass sondern gerade heraus aus der Finsternis ins Licht Gottes. Dieser lauteren Milch der Gnade Gottes ist es möglich mich vom Status: „nicht Volk“ zum Status „Bürger Gottes“ zu berufen, ganz ohne Obergrenze und Duldungsstatus.

Jesus sprach mal vom „schmalen Weg des Heils, den wenige gehen“. Er sprach von der großen Ernte und den wenigen Arbeitern. Gibt es also einen „Fachkräftemangel“ beim Volk Gottes? Nun, sicher keinen Mangel an Fachkenntnis, aber vielleicht einen Mangel an Kraft. Wie wäre es, wenn ihr Hauskreis darüber ins Gespräch käme?