Ausgabe Juni / Juli / August 2019 – Christian Hertel, Roth

Peter Scazzero: Glaubensriesen – Seelenzwerge. Geistliches Wachstum und emotionale Reife
Warum mich dieses Buch beschäftigt?! „Es ist unmöglich, im Glauben Fortschritte zu machen und gleichzeitig emotional unreif zu bleiben.“

Durchlebt

Dieses Buch ist eng verbunden mit der Lebensgeschichte von Pete und Geri Scazzero. Sie gründeten 1987 im armen multikulturellen New Yorker Stadtteil Queens eine Gemeinde (New life fellowship church) mit dem Ziel nicht nur Heimat für die einfachen und benachteiligten Menschen zu sein, sondern – wie es der Kraft des Evangeliums entspricht – alle Schranken von Nationalität, Kultur, Vermögen oder gesellschaftlichem Stand zu überwinden. Diese Arbeit wurde sehr bald so intensiv, dass sie schnell an ihre Grenzen kamen. Die Menschen, die sie erreichten, brachten so viele Probleme mit!

Grenzerfahrung

Dabei entdeckten sie, dass die Begrenzungen ihrer eigenen Persönlichkeit und ihre eigene Unfähigkeit mit ihren Empfindungen gut umzugehen, ihrem geistlichen Wachstum die Grenze setzte. Sie machten die Erfahrung: Man kann für Jesus enorm viel tun – sogar Zeichen und Wunder erleben, wie zur Zeit des neue Testamentes – und trotzdem im Umgang mit Menschen höchst unreif reagieren. Man kann dennoch unfähig sein, dem eigenen Ehepartner gerecht zu werden. Und man kann im Wesentlichen an einer tiefen vertrauensvollen Beziehung zu Jesus vorbeileben. Scazzeros erlebten genau die in Mt 7, 21-23 genannten Wunder (prophetische Rede, ausfahren von Dämonen und viele weiter) in ihrer Arbeit. Trotzdem kamen sie zu dem schmerzlichen Schluss, dass ihnen selbst entscheidendes Heilwerden des eigenen Inneren fehlte und sie mehr Zeit zur Freundschaft mit Jesus brauchten.

Die „Welt“ unterschätzt

Pete Scazzero sagte dazu später in einem Interview: „Ich glaube, wir hatten unterschätzt wie viel von dieser Welt in der Kirche ist. Wir haben unterschätzt, wie viele Werte dieser Welt immer noch in uns waren. Und wir haben realisiert, dass die neue Familie Jesu auch ei- ne neue Kultur ist. Wir haben rund 70 Nationen in unserer Gemeinde – aber diese neue Kultur führt über die Grenzen aller Kulturen der Welt hinaus.“

Eine Ahnung

Man bekommt beim Lesen eine Ahnung davon, warum es auch und gerade in Gemein- den so viele Machtspiele und Streitigkeiten gibt. Warum das Achten des Anderen „höher als sich selbst“ Theorie bleibt und wie es gelingen könnte – ohne Selbstaufgabe. Ich bemerke die Grenzen in der eigenen Entwicklung und wie viel in meiner eigenen Persönlichkeit noch nicht am Kreuz genesen ist.

Die Themen

Lebensfeindliche Spiritualität
Wie kann es sein, dass wir einem Eisberg gleichen, dessen Spitze, die aus dem Wasser ragt verändert wird, aber die 9/10tel unter der Oberfläche nicht? Was sind Anzeichen für eine ungesunde Kultur der Nachfolge? Und wie verändert man sie?

Erkenne dich selbst, damit Du Gott erkennst
Paulus beschreibt (2Kor 5, 17), dass wir durch Christus eine neue Identität haben. Die ermöglicht die Veränderung unseres Wesens. Das geht aber nicht ohne sich selbst zu verstehen. Das wusste schon Augustinus, der betete: „Lass mich, Herr, mich selbst erkennen, auf dass ich Dich erkenne.“

Der Schritt zurück, der uns den Weg nach vorne frei macht
Wer emotional gesunden möchte, muss seine Geschichte samt der Zeit und den Umständen in die Gott ihn gestellt hat annehmen. Das bedeutet auch die eigene Entwicklung anzunehmen um frei zu werden, von den „zerstörerischen und sündhaften Verhaltensmustern unserer Vergangenheit“.

Der Weg durch die Mauer
Es gibt schwere Zeiten im Leben, durch die Gott uns in die Tiefe wachsen lässt, in denen er aber scheinbar abwesend ist und schweigt. Das sind besondere Herausforderungen in der Nachfolge.

Die Seele weiten lassen – Trauer und Verlust
Wer lernt Trauer und Verlust nicht als feindlichen Angriff auf unser ,normales‘ Leben sondern als normale Äußerungen der Begrenztheit unseres Lebens mit Jesus zu durchleben, der erfährt neue Möglichkeiten und Tiefen in das Wesen Jesu verwandelt zu werden.

Innehalten, um den Herzschlag der Ewigkeit zu spüren
Wir brauchen ein Gegenprogramm zu unserer schnelllebigen Zeit, wenn wir eine vertiefte Gottesbeziehung wollen. Das Tagzeitengebet und die Feiertagsruhe bieten sich als Hilfe an, um anhaltend auf Gott ausgerichtet zu sein. Das Ziel ist mehr Ruhe und nicht mehr „fromme Pflicht“.

Emotional erwachsen werden
„Zu einem emotional erwachsenen Christen zu werden schließt ein, jeden Menschen, auch mich selbst, als heilig, oder wie Martin Buber es ausdrückt, als ,Du‘ anstatt als ,Es‘ zu sehen.“ Es bedeutet letztlich im biblischen Sinne beziehungs- und konfliktfähig zu werden.

Eine Lebensregel entwickeln
Wer die Beziehung zu seinem Herrn in den Stürmen des Alltages nicht dem Zufall überlassen will, tut gut daran, sich selbst Leitlinien zu wählen, die dazu dienen fest mit Jesus verbunden zu bleiben.