Ausgabe März / April / Mai 2022 – Sabine Dittrich, Hof

Wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat (Joh 12,45).

An Jesu Worten und Taten können wir erkennen, wie Gott ist: Ein Vater, der dem verlorenen Sohn bei seiner Heimkehr um den Hals fällt und ihn küsst. Ein Vater, der vollkommen vertrauenswürdig ist, so dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst um deine täglichen Bedürfnisse. Ein Gott, der die Sünden, die du bereust, so vollkommen vergibt als wären sie nie geschehen. Ein Vater, der dich sieht und kennt und trotzdem liebt. Ein leidenschaftliches Vaterherz, das keine halben Sachen macht und sich nach uns sehnt.

Gott sieht vom Himmel herab auf die Menschen, um zu sehen, ob es wenigstens einen einzigen gibt, der klug ist und nach Gott fragt (Ps 53,3 -NLB).

Viele Menschen wollen nichts von Gott wissen und fragen erst gar nicht nach ihm.

Doch einige haben sich auf die Suche gemacht, den dreieinigen Gott entdeckt und entschieden: „Ja, ich glaube. Ich will dir folgen, Jesus.“ Damit beginnt ihr neues Leben als Christ. Doch wie? Ist es genug, in die Kirche zu gehen, sich möglichst genau an die 10 Gebote zu halten, regelmäßig zu spenden und ein „guter Mensch“ zu sein?

In drei der vier Evangelien ist überliefert, was Jesus für das Allerwichtigste hält.

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt (Mt 22,37).

Wir sollen Gott also leidenschaftlich zurücklieben. Aber wie? Heute verstehen wir unter Liebe vorrangig ein Gefühl und das kann man nicht „sollen“. Jesus stellt klar, dass es dabei nicht um romantische Empfindungen geht, sondern um unsere Willensentscheidung:

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat ( Joh 14,23+24).

Gott liebt man also, indem man im Alltag auf sein Wort hört und es tut. Doch dabei geraten wir oft an einem bestimmten Punkt an unsere Grenzen.

Das Verhalten unserer menschlichen Väter hat uns geprägt. Manchmal hat es uns auch zutiefst verletzt. Es kann sein, dass diese in unserer Seele verankerten Kindheitserfahrungen mit unseren Vätern unser Gottesbild und Urvertrauen noch im Erwachsenenalter behindern.

Vielleicht wurdest du mit Härte erzogen. Schläge und Herabsetzungen, mehr Tadel als Lob, fast nie konntest du es deinem Vater recht machen. Da kann dich dieses Bibelwort schaudern lassen: Denn der Herr weist die zurecht, die er liebt, und er straft jeden, den er als seinen Sohn annimmt (Hebr 12,6 – NLB).

Auf diesen Moment hat Satan, der böse Feind Gottes, gelauert. Er raunt dir zu: „Hat Paulus nicht gesagt, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (Röm 8,28)? Stell dich nicht so an! Du wirst die Strafe Gottes verdient haben, du Versager!“ Solche Sätze kommen dir bekannt vor, so leicht zu glauben, weil du sie als Kind schon verinnerlicht hast.

Nein, sagst du, bei mir war alles optimal. Ich bin antiautoritär erzogen worden. Ich hatte einen toleranten Vater. Dann liest du: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi (Eph 5,21)!

Und der Böse flüstert maßgeschneidert: „Hat der Apostel Paulus nicht gesagt, zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen (Gal 5,1)! Ganz davon abgesehen: Würde ein Vater, der dich wirklich leidenschaftlich liebt, von dir blinde Unterwerfung verlangen?“

Oder du bist ohne Vater aufgewachsen, also meinst du, kein Vaterbild zu haben. Du hast es trotzdem, egal, ob dein Vater gestorben ist oder dich im Stich gelassen hat. Selbst, wenn er zwar körperlich anwesend, aber nur mit sich selbst oder seinen Pflichten beschäftigt war, hat dich das zutiefst geprägt. Auch für dich gibt es den passenden Einwurf: „Meint Gott das wirklich ernst … und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit (Mt 28,20 – NLB)? Väter sind nie da, wenn man sie braucht. Das kennst du doch zur Genüge.“

So bohrt sich der Zweifel am liebenden Vaterherz Gottes in deine Seele.

Du kannst nicht mehr glauben, dass Gott es wirklich immer gut mit dir meint. Dein Herz geht auf Abstand.

Wir alle erleben irgendwann Leid. Ein geliebter Mensch stirbt plötzlich, du wirst trotz glaubensvoller Gebete nicht gesund oder eine andere Katastrophe bricht über dich herein. Dein Gott scheint weit weg. Kennst du die Geschichte von Hiob? Ihm geschieht ein Unglück nach dem anderen, obwohl er ein vorbildlich frommer Mann ist. Hiobs Frau spricht laut aus, was dir in deinem Leid vielleicht auch durch den Kopf geht: Willst du immer noch an deiner Frömmigkeit festhalten? Sag dich von Gott los und stirb (Hiob 2,9 – NLB)!

Bis aufs Blut nagende Zweifel wollen deinen Glauben an das gute Vaterherz Gottes verschlingen. Du kannst ihnen aus eigener Kraft nichts mehr entgegensetzen. Solche Situationen nennt Jesus „Anfechtungen“ oder „Prüfungen“. Sie sind nötig, weil sie Gott und dir die wahren Beweggründe deines Herzens offenlegen. Jesus rät seinen Nachfolgern, mit Prüfungen zu rechnen und sich nicht darüber zu wundern. Viele Christen vor dir haben Ähnliches erlebt und mit letzter Kraft gebetet. „Ich will trotzdem bei dir bleiben, Gott! Ich will es wollen! Bitte hilf mir, es zu wollen!“ Sie haben sich wie Hiob nicht losgesagt von Gott, trotz aller Anfechtung. Ihr Hilferuf ist erhört worden und auch auf deinen wird Gott antworten. Er hat es versprochen.

Wenn die Gerechten schreien, so hört der HERR und errettet sie aus all ihrer Not (Ps 34,18).

Danach wird das leidenschaftliche Vaterherz Gottes deinem Herzen nah sein wie nie zuvor und ein neues Kapitel in eurer Beziehung aufschlagen.

Bibelverse aus der Übersetzung Luther 2017 bzw. aus Neues Leben. Die Bibel (NLB)