Ausgabe März / April / Mai 2019 – Konrad Flämig, Puschendorf

„Gott will, dass allen Menschen geholfen werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

 

Gott will
Immer wieder fragen wir: „Was will Gott? Wie lässt sich das entdecken?“ Es gibt einen all- gemeinen Willen Gottes, der ist hier angesprochen. Eine faszinierende Willensbekundung, Gott sagt: „Ich will alle“. Bedingungslose Vorgabe, die nie- manden ausschließt. Man muss sich also bei missionarischem Lebensstil nicht fragen: Will das Gott? Alles, was die Ver- breitung des Evangeliums fördert, ist bei Gott willkommen. Und es gibt den konkreten Willen Gottes, wenn wir nach der persönlichen Wegführung fragen. Dazu erhalten wir in diesem Vers keine Antwort.

Das, was Gott will, ist etwas Positives, ein Gewinn. Viele den- ken über den Weg eines Chris- ten defizitär. Die eine behaupten, das Christentum sei etwas für Schwächlinge, die Gott als Stütze des Lebens brauchen, weil sie nicht allein zurechtkommen. Andere meinen, Christsein sei etwas für Ängstliche, die enge Grenzen brauchen. Und die Dritten denken, Christsein sei etwas für Asketen, weil so viel verboten ist. Wer hat diese falschen Haltungen geprägt? Sind wir an solcher Prägung beteiligt, weil andere uns als kleinlich und ver- grämt erleben? Wie können wir durch unseren eigenen Lebensstil dafür sorgen, dass andere das Evangelium als Gewinn, als Befreiung als großartigen Lebenswert wahrnehmen?

Alle?!
Wirklich alle? Die Frage ist, ob wir das überhaupt wollen. Denn dann sind auch die Leute angesprochen, die wir nicht mögen, die wir für besonders gemein oder verurteilenswert halten. Eine erstaunliche Universalität, denn es gibt keine Einschränkung auf Kontinente, Berufsgruppen, Lebenssituation, Alter oder Geschlecht. Hören wir des- halb auf, die Leute einzuteilen in solche, bei denen wir Chancen für das Evangelium ent- decken und in andere, die wir für hoffnungslose Fälle halten. Christus will allen begegnen, unabhängig von unserer Einschätzung, ob wir für das Evangelium ein Bedürfnis entdecken oder nicht.

Und diese Größe Gottes gilt durch alle Zeiten, ob Altertum, Mittelalter, Reformationszeit, Moderne, Postmoderne, Post- postmoderne oder was immer noch kommen mag. Gott öffnet sein Herz weit, wie können wir dann Grenzen ziehen oder Mauern bauen. Gott hat Christus nicht gegeben, dass wir ihn als christlichen Privatbesitz behandeln, sondern unser Herz und unsere Räume öffnen für alle in dieser Welt. Das hat Menschen bewegt, wenn sie als Missionare in andere Länder der Welt gegangen sind. Das beschäftigt uns, wenn wir be- merken, wie sich Deutschland zu einem Missionsland entwickelt. Gott jedenfalls gibt sich nicht mit weniger als mit allen zufrieden.

Zur Erkenntnis der Wahrheit helfen
Das Ziel Gottes ist es nicht, den Status quo einfach zu erhalten. Er möchte Veränderung, er möchte „Erkenntnis der Wahrheit“. Der Begriff der Wahrheit ist auf Christus bezogen. Christus soll entdeckt werden, der zur Nachfolge einlädt, zu geistlichem Wachstum und zu geistlicher Reife.

Und bei „Erkenntnis“ geht es nicht nur um Kopfarbeit, sondern um Anerkennen. Und was man als Autorität anerkennt, danach richtet man sich. Das bewahrt uns auch davor, dass die Gemeinde eine sich streitende Gruppe ist, in der jeder seine erkannte Wahrheit ver- breiten möchte. Je näher wir an die Wahrheit Jesus heran- kommen, desto geringer wird die Rechthaberei einer besonderen Erkenntnis. Christus ent- decken, das reicht.

Und Menschen sind an dieser Aktion beteiligt. Gottes „ich will …“ heißt, Menschen in seine Sache einzubeziehen. Das zeigt sich schon in der Urgeschichte, denn er beruft Personen, ob das Noah, Abraham, Mose, Jeremia oder David sind. Gott wirkt in dieser Welt nicht zuerst durch Engel, Visionen oder Goldplatten, die vom Himmel fallen. Er legt seine Botschaft hinein in die Stimme von Menschen. Deshalb beruft Jesus Jünger und beauftragt sie, die- se Botschaft auszuteilen und in alle Welt zu tragen. Klar ist allerdings auch, dass wir keinen Glauben hervorzaubern können. Das ist Sache des Geistes Gottes. Deshalb geht es auch nicht zuerst um die Anwendung einer richtigen Methode, wenn jemand zum Glauben findet. Wir bauen Beziehung, bezeugen das Evangelium, führen ein glaubwürdiges Leben und vertrauen darauf, dass Gott mit dem anderen redet und eine Geschichte hat.