Ausgabe Dezember 2020 / Januar / Februar 2021 – Markus Kresin

„Wenn ich Gott in Dir nicht fürchte, dann sehe ich Dich nicht so, wie Du bist.“ (B.J.)

Bei einem genaueren Blick in unsere Gesellschaft fällt mir auf, in wieviel Themen sich die Welt und auch die Gemeinde entzweit. Wir ringen um den richtigen Umgang mit der Pandemie in Welt und Gemeinde, Länder ringen um die richtige Regierung und in vielen persönlichen Begegnungen und Gesprächen ringen wir mit- und umeinander. Symptomatisch in dieser Zeit ist oft, dass sich jeder „sein eigenes Bild“ macht und wir auch durch die Umstände zunehmend mit unseren „eigenen Bildern“ alleine sind. Manchmal entwickelt sich dies weiter zu tiefen Verbitterungen und auch dem Rückzug in die Einsamkeit oder die Gruppen, wo man dann nur noch übereinander, aber nicht mehr miteinander redet.

Mir macht das viel Kummer. Ich ringe um den richtigen Umgang miteinander und ich suche nach der Antwort auf die Frage:

„Was ist die Art Jesu mit dieser Sache umzugehen?“

Mir ist ein Vorbild der Art Jesu im Leben Davids im Umgang mit diesen Themen deutlich geworden – und zwar in den letzten Worten, die David über Saul ausspricht.

Die Art, wie David König Saul und seinen Sohn Jonathan bei deren Tod sah, gibt einen erstaunlichen Einblick, wie Gott uns sieht. David sang nach dem Tod ein (Gottes-) Loblied auf Saul – und das, obwohl Saul wegen seines Ungehorsams von Gott als König verworfen wurde.

Mit dem Blick auf das, was Gott in Saul hineingelegt hat, ehrt David ihn. Er beschreibt Saul aus Gottes Perspektive, ehrt ihn in seinen guten Attributen und gewinnt damit den Blick Gottes.

»Deine Zierde, Israel, liegt auf deinen Höhen erschlagen. Wie sind die Helden gefallen!

… Saul und Jonathan, geliebt und lieblich im Leben, sind auch im Tod nicht geschieden; sie waren schneller als Adler, stärker als Löwen! Ihr Töchter Israels, weint über Saul, der euch köstlich in Karmesin kleidete, der eure Kleider mit goldenem Schmuck verzierte! Wie sind doch die Helden gefallen mitten im Kampf! « (aus 2. Samuel 1,19 und anderen Versen dieses Kapitels).

Hier liegt das Geheimnis dieses Lobpreises: Gott sieht seine Gaben und Eigenschaften in uns, selbst dann, wenn das Negative kaum mehr einen Blick auf das Gute zuzulassen scheint.

Was bedeutet das für mich? Ich möchte es lernen in den einfachen und schweren Situationen den Blick dafür zu gewinnen, wie Jesus Christus mein Gegenüber sieht und welche Gnade Gott in das Leben dieser Person gelegt hat.

Das blendet nicht manchen objektiven Konflikt aus – aber es gibt mir einen anderen Zugang. Ich möchte im Blick auf mein Gegenüber der Verherrlichung Gottes mehr Raum geben, als der Verurteilung – so wie es auch Jesus mit mir tut.

In einem Instagram-Beitrag einer Christin las ich:

Die Probleme in unserer Gesellschaft werden in den letzten Wochen immer intensiver und auch gespaltener.

ABER ich möchte mich zu dem Folgenden verpflichten:

Ich werde Dich nicht verachten,

weil Du anders bist.

Ich werde Dich nicht verachten,

weil Du anders denkst als ich.

Ich werde Dich nicht verachten,

weil Du Dich anders kleidest als ich.

Ich werde Dich nicht verachten,

weil Du anders glaubst als ich.

Ich werde Dich nicht verachten,

auch wenn Du mich verachtest.

Ich werde Dich nicht verachten,

auch wenn ich Dich nicht mag.

Ich werde Dich nicht verachten,

auch wenn Du laut oder leise bist, passiv oder aggressiv.

Ich werde Dich nicht verachten,

auch wenn ich nicht mit Dir übereinstimme.

Ich werde meine Hoffnung nicht verlieren,

denn sie liegt NICHT in MIR, sondern in JESUS.

 

Wozu möchtest Du Dich verpflichten in dem Blick auf die Menschen, die Dir begegnen?

Johannes ermutigt uns zu diesem Blick aus der Perspektive Jesu:

„Und noch etwas gibt uns die Gewissheit, mit Gott verbunden zu sein: Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt, und haben dieser Liebe unser ganzes Vertrauen geschenkt. Gott ist Liebe, und wer sich von der Liebe bestimmen lässt, lebt in Gott, und Gott lebt in ihm.“ 1. Joh. 4,16 NGÜ

Lass Dich bestimmen von der Liebe Gottes in Dir – jetzt!