Ausgabe Juni / Juli / August 2020 – Immanuel Bender, Cadolzburg

Der Herr ist auferstanden! Jesus lebt! In Johannes 20,19 wird uns berichtet: Als die Jünger am ersten Tag der Woche versammelt waren und die Türen verschlossen waren aus Furcht, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Es ist mein Wunsch und Gebet, dass dies jetzt auch zu Ihrer Erfahrung wird, dass Jesus zu Ihnen kommt und Sie anspricht.

Wie die Krise zum Segen wird, so lautet unser Thema. Wie wird eine Krise zum Segen? Dem möchte ich jetzt mit Ihnen ein wenig nachspüren in einem kleinen Ausschnitt der Josefsgeschichte. Ein Mann, der auch viele Krisen durchleben musste: selbstverschuldete und fremdverschuldete. Und dieser Josef drückt es nach dem Durchleben vieler Krisen selbst so aus: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“, so steht es in 1. Mose 50,20.

Diesem Wort liegt – von seiner sprachlichen Grundbedeutung her gesehen – das Bild vom „WEBEN“ zugrunde.

Das Leben wird mit einer „Webkunst“ verglichen. Ich habe uns hier einen kleinen Webrahmen mitgebracht. Hier ist bereits der Anfang von einem Webmuster zu sehen. Wenn wir das als ein Bild für unser Leben nehmen, dann gibt es verschiedene Menschen, die mit „weben“, die sich ein Muster ausdenken. Vielleicht haben sich Ihre Eltern schon etwas für Sie ausgedacht, dass Sie mal den elterlichen Betrieb übernehmen sollen… Sie selbst haben Ihre eigenen Vorstellungen von Ihrem Leben. Eltern, Freunde, Lehrer, sie alle haben mit „gewoben“ an Ihrem Lebensmuster… (bzw. sie weben mit).

Da kann man die Erfahrung machen, dass so manches „Weben“ nicht in das eigne, geplante Muster passt. An sich nicht schlecht „gewoben“, aber es passt nicht in die eigenen Vorstellungen und Pläne…

Doch Josef hat sogar noch eine andere Erfahrung gemacht: Es gibt auch Menschen, die weben zum Bösen mit. Es kann Menschen geben, die mir Schaden zufügen wollen. Durch ihr „weben“ geht etwas kaputt in meinem Leben, verläuft es anders als geplant. Vorstellungen, wie das eigene Leben verlaufen soll, zerbrechen.

Wie wird gerade bei Ihnen gewoben? Zum Guten? Zum Bösen? Gehen gerade auch bei Ihnen Pläne kaputt?

Auch Umstände spielen herein… so wie gerade jetzt in der Coronakrise: Wenn Sie nicht wissen wie es mit Ihrer Firma / Café / Bistro weitergehen soll?

Oder: Wie Sie als Alleinerziehende alles auf die „Reihe“ bringen sollen: Homeoffice, Lernen mit den Kindern, Haushalt, Einkaufen für die Eltern, und, und, und…

Ich gehe jetzt nicht auf Details der Josefsgeschichte ein, sondern schaue mit Ihnen auf den großen Bogen!

Bei Josef war es so, dass er verkürzt gesagt, aus Neid von seinen Brüdern verkauft wurde und so als Sklave nach Ägypten kommt. Dort kauft ihn ein Minister des Herrschers von Ägypten und er wird dessen Sklave. Die Bibel berichtet uns: Gott war mit Josef und es geriet ihm alles wohl (1. Mose 39,2). Alles was er anpackt, gelingt ihm. Gott schenkt ihm Gelingen. Mitten da hinein kommt er in eine Situation, in der er – menschlich gesprochen – nur verlieren kann. So kommt es auch. Ihm wird etwas angehängt, was er gar nicht getan hat und so kommt er ins Gefängnis. Es werden Unwahrheiten über ihn verbreitet und es wird nicht einmal nachgefragt, wie die Sache aus seiner Sicht war. Er wird völlig ungerecht behandelt.

Er kann sich nicht einmal verteidigen, niemand interessiert sich für seine Sicht der Dinge. Und Josef erlebt jetzt Gott, als einen Gott der nicht nur Gelingen schenkt, sondern der auch vieles nicht verhindert. Der ihn nicht bewahrt in dieser Situation! Kennen Sie das auch aus Ihrem Leben?

Der Glaubende weiß zwar: Gott hat ein Ziel und er wird es erreichen durch alles hindurch. Durch Gutes und durch Böses, durch Gelungenes und Zerbrochenes. Doch es gibt Situationen im Leben, in denen diese Sicht des Glaubens umkämpft ist, wenn man aus seiner Perspektive so gar nichts Gutes, Gelingendes entdecken kann und im Moment alles schief läuft. Von außen gesehen wird in dem ganzen Geschehen über Josef verfügt. Was ihm zugefügt wurde, war nicht einfach. Dennoch ist Josef immer einer, der sich zu keinem Zeitpunkt seines Lebens zurückzieht und sagt: „Mir wird ja so viel zugefügt, so viel zugemutet“ und sich dann hinsetzt und in seinem „Verletztsein“ versinkt.

Was ihm zugefügt wird, dafür kann er nichts – aber er lässt sich nicht den Blick dafür verstellen, dass er immer noch vieles tun kann. Wie ist das bei uns? Wenn uns ETWAS zugefügt wird?

Corona – mit den damit verbundenen Einschränkungen? Durch Krankheit, durch das Älter werden… und der Gestaltungsraum kleiner wird. Komme ich dann ins Jammern? Oder habe ich Freude am Gestalten, auch wenn die Räume klein oder kleiner geworden sind? Ist mein Blick gebunden von dem, was mir zugefügt wurde oder suche ich nach den Möglichkeiten, die es in meinem Leben immer noch gibt? Wo ich mich im Kleinen nützlich machen kann. (z.B. in Coronazeiten: anrufen / Postkarte schreiben / beten / Kuchen backen und ihn JEMAND vorbeibringen…)

So wird Josef in seiner Situation zur konkreten Hilfe für seine Mitgefangenen und er versinkt nicht im Selbstmitleid über das, was ihm ungerechterweise alles angetan wurde. Das ist das Eine. Und das Andere: Josef klagt auch nicht Gott an, dass der ihn hängen lässt, dass der ihn vergisst in seiner Situation. Ein Beispiel, sich von Gott verlassen zu fühlen, kam ja im Predigttext vom letzten Sonntag aus Jesaja 40, 27-31 vor: Israeliten klagen dort: „Unser Weg ist dem Herrn verborgen! Gott hat uns vergessen!“

Sprechen wir / denken wir manchmal nicht auch so? Gott kümmert sich nicht um mich! Er nimmt mich in meiner Situation nicht wahr! Er erhört meine Gebete nicht! Gott ließ damals durch Jesaja sagen: Ich sehe dich! Deine Situation, dein Leben, dein Ergehen ist mir vor Augen! Gott sagt: Schau den Sternenhimmel an: Wer hat die alle gemacht und kennt sie mit Namen? Wenn Gott schon die Sterne kennt, wie viel mehr dann DICH!

Oder um es mit einem Wort von Jesus zu sagen (Matthäus 6): Schau die Vögel an unter dem Himmel. Sie säen nicht, sie ernten nicht und euer Vater im Himmel ernährt sie doch – wie viel mehr schaut er dann nach EUCH! Gott sagt durch Jesaja nicht nur, dass er uns in unserem Ergehen sieht, sondern er verspricht auch neue Kraft, Stärke, Hilfe zu geben! Das sagt Gott uns genauso zu!

Wozu? Wofür? Um die Situation wieder herzustellen, wie sie vorher war? Kann sein, muss nicht sein. Gott verspricht nicht, dass die Situation danach eins zu eins wieder werden wird, wie sie vorher war. Gott verspricht, dass es weitergehen wird, dass du nicht vergessen bist, dass Gott dir Stärke gibt, deinen Weg weiter zu gehen und dass ER mit dir geht – ganz gewiss!

So erlebt auch Josef, dass Gott es nach zwei Jahren fügt, dass sich wieder jemand an ihn erinnert, er aus dem Gefängnis geholt wird und ihm eine Perspektive für sein Leben eröffnet wird. Gott fügt es zum Guten. Ein paar Jahre später kommt es dann auch wieder zu einer Begegnung mit seinen Brüdern, die ihn verkauft hatten…

Bei dieser Begegnung (1. Mose 45, 4.5) fällt der Satz: Ihr habt mich verkauft – aber seid getrost: Gott hat mich vor euch her gesandt! => Gott hat es gut gemacht! Zwei Sätze, die dieselbe Geschichte erzählen. Zwei Sätze mit zwei Subjekten: die „Brüder“ und „Gott“. Im ersten Satz sind die Brüder die Täter und Josef ist das Opfer!

In der Regel ist es bis heute so: Wer sich in einer Krise nicht von Gott geführt weiß, der fühlt sich ausgeliefert an Menschen oder Umstände (Chef, Politiker, Corona, Ausgangsbeschränkungen… sind schuld). Wenn man sich in einer Krise als „Opfer“ fühlt oder sieht, dann bleibt man meist im Jammern und in Schuldzuweisungen stecken. Das hilft niemand! Im zweiten Satz ist Gott der Handelnde! Josef weiß sich in der Hand Gottes! Und die Opferrolle fällt von ihm ab! Josef hat entdeckt, dass Gott die ganze Zeit, in der ganzen Krise, auf geheimnisvolle Weise mit „gewoben“ hat.

Nicht nur Menschen haben gewoben, zum Guten und Bösen, sondern Gott hat auf geheimnisvolle Weise zum GUTEN gewoben, auch wenn man das nicht von Anfang an sehen konnte. Das heißt mit anderen Worten: Er entdeckt Gottes Segensspur in seinem Leben – selbst in der Krise! Er entdeckt den bisher in der Krise verborgenen Segen, den Gott in sein Leben hineingelegt hat. Er entdeckt, dass Gott wirklich GUT ist und ALLES GUT macht. Die Krise ist nie das Letzte – Gott führt hindurch! Nehmen Sie sich mal Zeit, anhand des Wortes Gottes und im Gebet dem einmal in Ihrem Leben nachzuspüren!

Jetzt schauen wir auf den Mittelteil des Satzes (aus 1. Mose 45,4.5): Seid getrost!

Wer sich in Gott geborgen wahrnimmt, wer Gottes Segensspur – die auch in der Krise vorhanden ist – entdeckt, kommt so aus der Opferrolle. ER gewinnt die Gewissheit: Gott kommt durch das Gute und Böse, Gott kommt durch jede Krise, egal wer sie verschuldet hat, zu seinem Ziel. In allem bin und bleibe ich in Gottes Hand!

Der auf Gott Vertrauende erlebt sich als ein von Gott GEFÜHRTER und kann so auch TRÖSTEN und andere ermutigen, im Gegensatz zu einem Opfer. Ein Opfer kann nicht trösten. Oder mit anderen Worten: So kann man in einer Krise zum Segen für andere werden! Als von Gott gesegnete und gehaltene Menschen unsere Nächsten segnen, sie trösten, Hoffnung vermitteln, die Gott schenkt! Haben Sie das auch erlebt?

Möchten Sie es erleben? Entdecken? Gottes geheimnisvolles „WEBEN“ zum Guten, auch in Ihrem Leben? Auch in Ihren Krisen? Wer dem nachspürt, wird entdecken, dass er ein von Gott Gesegneter ist.

Wie segnet Gott? Vor allem und in erster Linie durch JESUS, aber ebenso durch konkrete Menschen. Er will durch Jesus in mein Leben kommen. Nichts, auch keine Krise muss ich mehr alleine durchleben. Ich darf mich öffnen für ihn, ihm im Glauben das Recht geben, dass er in mir leben darf. Denn: Gott, der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? (Römer 8,32)

Oder um es mit einem alten Liedvers zu sagen: „Stark ist meines Heilands Hand und er wird mich ewig fassen. Hat zu viel an mich gewandt, um mich wieder los zu lassen…“ Heute gilt Ihnen Gottes Zusage: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte (Jeremia 31,3). Heute gilt: Gott segnet gern und ich darf diese Wohltaten weitergeben und meinen Nächsten segnen.

Gott wird es auch mit Ihnen GUT machen, weil er GUT ist! Jesus der Auferstandene tritt im Segen an Ihre Seite und er geht ganz gewiss seinen Weg mit Ihnen!!! AMEN!

Diese Predigt wurde am LKG-Online-Gottesdienst am 26. April gehalten. Der Stil der wörtlichen Rede wurde für diese Niederschrift weitgehend beibehalten.