Ausgabe April / Mai 2017 – Carola L’hoest, Gemeindereferentin in Elmshorn und Koordinatorin der Arbeit mit Kindern im Gnadauer Verband

 

Nachdenklich hält sie den Einladungszettel in der Hand. Sie hört, wie das Auto in die Garage gefahren wird. „Hallo Schatz, du hättest das Auto gar nicht in die Garage zu fahren brauchen. Wir gehen heute noch zu einem Elternabend in die Gemeinde.“

 

„Ach nee, jetzt fangen die auch schon damit an. Reichen nicht die Elternabende in der Schule?“ „Aber sie haben extra einen Referenten eingeladen.“ „Wer kommt denn?“ „Dr. Martin Luther.“ „Geh du mal alleine hin, ich bin müde. Und über die Kinder weißt du sowieso besser Bescheid.“

Und so sitzt am Abend Dr. Martin Luther mit wenigen Müttern im Kreis und ist etwas irritiert. Auf dem Tisch liegt der kleine und der große Katechismus. Und Luther fragt sich, wo die Väter sind. Ihnen hatte er den Glauben ans Herz gelegt: „Darum auch ein jeglicher Hausvater schuldig ist, dass er zum wenigstens die Woche einmal seine Kinder und Gesinde umfrage und verhöre, was sie davon wissen oder lernen, und wo sie es nicht können, mit Ernst dazu halte.“ (Vorrede zum Großen Katechismus, 1529)

Aber: Einige Beobachtungen
Christliche Erziehung ist eine große Herausforderung. Es ist die Spannung zwischen gesellschaftlicher Entwicklung, in der der Familienbegriff nicht mehr eindeutig ist, der Trend zu einer Welteinheitsreligion, die Erwartungen der Leistungsgesellschaft, die Auswirkungen der Überbeanspruchung von Eltern im beruflichen Leben. Wer blickt da noch durch? Wer hat Kraft, Zeit und Ideen seine Kinder im christlichen Glauben zu erziehen? So ist es verständlich, dass christliche Eltern sich zurücklehnen und denken, „der Pastor und die Gemeinde machen es“. Die geistliche Erziehung, die im Elternhaus stattfinden soll, wird an die Gemeinde abgegeben. Es ist ein geistliches Outsourcing, das schlecht funktioniert. Ebenso fällt auf, dass in der gesamten Gesellschaft Väter immer weniger vorkommen, die pädagogische Arbeit wird vor allem von Frauen geleistet. In der Gemeinde ist das nicht wesentlich anders.

Aber: Einige Aussagen der Bibel
Erstaunlich ist, dass laut Bibel der geistliche Erziehungsauftrag eindeutig bei den Eltern liegt und ganz besonders die Väter gemeint sind:

  • Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. (5 Mose 6,4-7)
  • Was wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern; wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat. (Psalm 78,3+4)
  • Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. (Psalm 103,3)

Aber: Einige Erkenntnisse
Gott wird in der Bibel häufig mit dem Bild des Vaters beschrieben: Seine Stärke, Fürsorge, Führung, Schutz, Geborgenheit, Versorgung, Zuverlässigkeit… Ganz klar: Er hat seine Kinder mit ihrem ganzen Sein im Blick und unterscheidet nicht zwischen beruflicher und sportlicher Karriere und Persönlichkeitsentwicklung in Verbindung mit geistlicher Entwicklung. Gott stellt sich den Vätern selbst als Vorbild dar: Liebe Väter, so, wie ich mit euch umgehe, geht mit euren Kindern um. Dabei wird beschrieben, dass die geistliche Erziehung im ganz normalen Lebensvollzug geschieht, durch das Erzählen der Taten Gottes und auch durch das Einüben von geistlichen Ritualen. Es wird immer schwieriger, Kindern Gott als Vater vorzustellen. Väter, väterliche Freunde und auch Großväter kommen in ihrem Leben immer seltener vor. Dadurch lernen Kinder (besonders die Jungen), dass Glaube nur etwas für Frauen und Mädchen ist.Aber: Einige IdeenEs gibt sie, die wunderbaren Väter, die mit ganzem Herz und Sein ihre Kinder in das Leben begleiten! Die ihre Verantwortung als geistliche Väter wahr- nehmen. An ihnen erkennen die Kinder, wer und wie Gott ist.Was gehört alles zu dieser Aufgabe?

  • Die Kinder zu segnen: Sie mit einem Segen auf alltägliche Wege und neue Wege zu begleiten.
    Für die Kinder beten: Sie im Gebet vor Gott bringen, sie ihm anbefehlen und Gott um Rat fragen, wie man den Kindern Gutes tun kann.
  • Mit den Kindern beten: Nicht nur vor dem Essen oder bestenfalls noch vor dem Schlafengehen. Das Gebet ist unsere große Kommunikationsmöglichkeit mit dem Höchsten. Durch das Gebet erkennen die Kinder, dass Gott ein Gott für unseren Alltag ist, dass wir fürbittend für andere eintreten können, dass Dank und Lob Gottes zu unserem Leben gehören.
  • Kindern Geschichten aus der Bibel erzählen: Dabei geht es auch um „Zwischendurch-Geschichten“, um das Erzählen von Geschichten, die den Vätern etwas bedeuten.
  • Kindern Erlebnisse mit Gott erzählen: Kinder wollen wissen und erleben, wie Gott handelt. Sie lernen es, indem sie hören, wie er im Leben der Väter handelt.
  • Mit Kindern Andachten halten: Feste Zeitpunkte im Lebensrhythmus helfen, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren. Es gibt zeitgemäße Hilfsmittel, die helfen, dass Andachten für Familien fröhlich und lebendig sind.

Was soll man am Ende sagen? Luther war nicht der Erste, der erkannt hat, wie wesentlich Väter für die geistliche, psychische und physische Entwicklung ihrer Kinder sind. Es war Gott, der es so gedacht hat. Und deshalb von Herzen: Liebe Väter, ihr seid gesegnet, um eure Kinder zu segnen!